Beladen mit fast 400 eingereichten Filmen, Proviant für sechs Tage und Riesenmengen SchauLust zog sich die Programmjury des Festivals an einen verschwiegenen Ort im winterlichen Warnowtal bei Rostock zurück. Kein Internet, kein Radio, keinerlei Ablenkung.

Aufgrund der wieder recht hohen Zahl an frischen Filmproduktionen, die den Sprung auf unsere Leinwände schaffen wollten, hatte wir uns in diesem Jahr aus den Erfahrungen der Vorjahre ein neues Sichtungssystem ausgeklügelt, um allen Filmen noch besser gerecht zu werden.

In den ersten zweieinhalb Tagen teilte sich die sechsköpfige Jury, welche sowohl aus abgebrüht-gestandenen Haudegen der Nachwuchsfilmszene als auch aus preisgekrönten Jungfilmern mit unbeschwertem Blick bestand, um alle Filme simultan durch ein grobes Raster auf 100 Topfilme zu reduzieren.

Im zweiten Schritt wurden diese dann gemeinsam  nochmals gesichtet, diskutiert und sortiert mit einem ausgeklügelten Scoringsystem. So dass in der Quintessenz 30 Filme für das Programm ausgewählt wurden, welche zum einen thematisch und ausdrucksgestalterisch ein recht präzises Abbild der Seelenlage der gegenwärtigen jungen Generation bietet und zum anderen eine gute Mischung der unterschiedlichen Genre, vom ambitionierten Kurzspielfilm über den trashigen Musikclip bis zum kraftvollen Experimentalfilm als Ganzsinneserfahrung.

Natürlich war dieses Ringen wieder mal kein einfacher Spaziergang durch frisch gefallenen Schnee, viele tolle Produktionen mussten schweren Herzens leider außerhalb des straff geschnürten Zeitkontingents des Festivals bleiben.

Auch wenn es wieder eine körperliche Tortur war – tagelang in einem verdunkelten Raum zu hocken, ungesund sich „in Notwehr“ mit Schokolade, Studentenfutter und Unmengen Kaffee zu dopen, die kurzen Schlafphasen  mit bizarren Träumen zu garnieren –, sind wir jetzt glücklich, im April ein hochkarätiges Festivalprogramm dem bilder&soundhungrigen  Publikum und der wohlwollend-gerechten Fachjury zu kredenzen.

Matthias Spehr

(Juryleiter)