Mit dem Titel “Film ab für ‘Geldverbrennung'” berichtete das Nordmagazin des NDR am 07. März über die Filmförderderung unseres Bundeslandes und kritisiert hohe Verwaltungskosten für das “Filmbüro MV”, welches die Gelder der kulturellen Filmförderung ausgibt.

Besonders verwirrend ist dabei die Darstellung der Diskrepanz zwischen Kulturförderung und Verwaltungskosten, die in der folgenden Grafik dargestellt wurden:

Quelle: NDR Nordmagazin vom 07.03.2012

 

 

 

 
WER FINDET DEN FEHLER?

Beitrag des Nordmagazin Bitte hierzu Link anklicken, die NDR-Mediathek starten und den Artikel “Film ab für ,Geldverbrennung'” des “Nordmagazins” suchen.
Onlineartikel und Interview mit Bildungsminister Mathias Brodkob

Vielfältige Reaktionen der kulturpolitischen Sprecher der demonkratischen Landtagsfraktionen wurden in einemRadiobeitrag veröffentlicht:  NDR_Radio_KFF_20120308 . Unverständnis wurde nahezu fraktionsübergreifen laut. Schon einen Tag später relativiert der kulturpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion seine getätigten Aussagen in einer Pressemitteilung: PM_CDU_MR_KFF. Hierbei wird auf die lange Vorgeschichte der Filmförderung in M-V eingegangen. Auch ein massiver Einschnitt der Fördermittel in 2004 bleibt nicht unerwähnt.

Wir möchten im Folgenden zusätzlich einen Brief vom Regisseur und langjährigen Leiter des Landesfilmzentrums Dieter Schumann und an die Direktorin des NDR-Landesfunkhauses Frau Elke Haferburg veröffentlichen, der weitere Hitnergrundinformationen zur Thematik liefert und sachliche Kritik an Form und Art der Berichterstattung formuliert.

Der Brief im Wortlaut:

[Beginn des Schreibens]

Sehr geehrte Frau Haferburg,

im gestrigen Nordmagazin-Beitrag “Geldverbrennung”?, in dem es um die Mittelverwendung der Kulturellen Filmförderung geht, wurde ein 17 Jahre alter Ausschnitt eines Interviews mit mir verwendet. Dieser wurde in einen direkten Kontext zu Aussagen über Schiebereien und Selbstbedienungsgebaren bei der Filmförderung gebracht.

Wenn durch die Autorin Karin Janke Kritik geübt und  Mißstände aufgezeigt werden sollen, ist das ihr gutes Recht. Nicht akzeptabel dagegen ist es, dass Personen, die massiv angegriffen werden, keine Chance zur Erwiderung bekommen. Dies ist nicht nur unfair, hier wird auch die journalistische Sorgfaltspflicht  verletzt. Da ich hier im Lande lebe und ich als damaliger Leiter des Landesfilmzentrums Verantwortung trug, wäre es zu jeder Zeit möglich gewesen, mich zu den Vorwürfen Stellung nehmen zu lassen.

Bei ordnungsgemäßer Recherche hätte Frau Janke feststellen können, dass die Kulturelle Filmförderung seit Anbeginn ausschließlich von einem unabhängigen Fördergremium entschieden wurde, in dem stets auch auswärtige Experten und eine verantwortliche Mitarbeiterin des Kultusministeriums gearbeitet haben. Außerhalb dieser Gremiumsentscheidungen wurde keinerlei Filmförderung vergeben. Im Beitrag kommen als Zeitzeugen zwei in Unfrieden entlassene Mitarbeiter zu Wort, die unkommentiert süffisante Unterstellungen äußern dürfen. Dass die Kulturelle Filmförderung solchen mittlerweile renommierten Regisseuren wie Andreas Dresen, Andreas Kleinert und Claas Danielsen mit erheblichen Mitteln  den Weg für ihre ersten Filme bahnen half, bleibt unerwähnt. Auch dass von den zitierten 22 Mio. große Teile für die Finanzierung des hoch gelobten Film-Kunst-Festes verwendet wurden oder dass über 10 Jahre ein Schweriner Schülerfernsehen betrieben wurde, aus dem über 40 junge Leute in die Medienberufe gingen, war keine Erwähnung wert.

Zur historischen Wahrheit gehört auch, dass die Immobilie in Wismar im Jahr 2000 auf Beschluss der damaligen Landesregierung zur Bündelung der Kulturellen und einer einzurichtenden wirtschaftlichen Filmförderung incl. Locationsbüro ausgebaut wurde. Ziel war es, Filmproduktionen nach MV zu holen und hier zu betreuen sowie den Studiengang Design der Hochschule Wismar mit dem Filmbereich (Baltic Media Academy) zu verbinden. Vor allem das Ausbleiben einer substanziellen Wirtschaftlichen Filmförderung – eine politische Entscheidung der Landesregierung – sowie das Nichtzustandekommen der Medien-Akademie – Entscheidung der Hochschulabteilung des Kultusministeriums – hat zu dem unbefriedigenden Zustand von heute geführt. Letztendlich wäre dann noch die Frage, wie es Mitte der 2000er Jahre [ca. 2007] zur Errichtung einer aufwendigen Parallelstruktur (Filmland gGmbH) in Schwerin kommen konnte, in dem heute etliche Mitarbeiter des ehemaligen Landesfilmzentrums arbeiten. Hier hat der Beitrag einfach zu kurz gegriffen, um den wirklichen Bedarf einer Erneuerung der Filmförderstrukturen im Land auf die Spur zu kommen.

 

Sehr geehrte Frau Haferburg,

seit über 10 Jahren setze ich mich als Regisseur dafür ein, diesem Land mehr filmkulturelles Gewicht zu geben. Zugleich liegt mir daran, dass zukünftig eine effektive Filmförderstruktur im Land etabliert wird. Mecklenburg-Vorpommern bildet mittlerweile das Schlusslicht in der bundesweiten Szene, was m.E. auch an der Zersplitterung der Filmförderung hierzulande liegt. Ich denke, um dies zu verändern, sollten die wenigen Kräfte im Land gebündelt werden. Mit einem fairen, gut recherchierten Beitrag hätte Frau Janke hierzu beitragen können. Dass dies nicht geschah und er statt dessen auf der Ebene von Vorwürfen und  persönlicher Unterstellungen ohne die Chance auf Stellungnahme blieb, ist sehr bedauerlich und ist, was die Darstellung meiner Person betrifft, für mich nicht hinnehmbar.

Ich hoffe, sie haben Verständnis für meine Reaktion und bitte Sie um eine entsprechende Stellungnahme innerhalb Ihres Hauses.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Schumann

[8.3.2012] [Ende des Schreibens]