Alle sieben Kandidaten für den Posten des Oberbürgermeisters der Hansestadt Rostock nahmen am 17. Januar auf dem Podium Platz, um sich den Fragen der Moderatoren und des Publikums zum Thema Kultur zu stellen. Im Mittelpunkt der Diskussion standen die freien Kulturträger, die als Veranstalter zur Diskussion in die Bühne 602 eingeladen hatten.Rostock – Dass sich die Hansestadt inzwischen mitten im Wahlkampf um den Posten des Oberbürgermeisters befindet, zeigte der Besucherandrang bei der gestrigen Podiumsdiskussion zum Thema Kultur in der Bühne 602. Zusätzliche Stühle mussten her, im Vorraum wurde eine Leinwand aufgestellt und selbst die Stehplätze beim Public Viewing waren gefragt. Die sieben Bewerber um das Amt forderten einhellig ein neues Konzept für die Kulturförderung – auch wenn sie die gegenwärtige Situation der Kulturlandschaft unterschiedlich wahrnehmen. Von steinigen Äckern und mickrigen Hälmchen war die Rede, die freien Kulturträger selbst forderten in ihrem Eröffnungseinspieler mehr „emotionale Kompetenz“ und ein Gesamtkonzept für die Rostocker Szene. Die Kultur befinde sich in einer Krise. SPD-Kandiadat Stapelfeld beschwor dagegen, Rostock habe kulturell viel zu bieten.

Mindestlohn und Masterplan
Mit konkreten Verbesserungsvorschlägen taten sich alle Kandidaten schwer, lediglich Ait Stapelfeld (SPD) nannte Zahlen zu seinen Zielen: 10 Prozent des Haushalts für Kultur und Mindestlohn für Kulturschaffende. Während Thoralf Vetter Kultur und Demokratie ganz allgemein „auf die Sprünge helfen“ will, sieht Karina Jens Rostock als kulturelles Zentrum des Landes und hält an einem Theaterneubau mit einem 4-Sparten-Theater fest. Sybille Bachmann (Rostocker Bund) begreift die Krise der Kultur als Chance und verspricht einen Entwicklungsplan samt Zielvereinbarungen. Der Grüne Christian Blauel will aus Tradition und Werten der Hansestadt ein kulturelles Leitbild für die Zukunft bauen und Roland Methling verwies vor allem auf die Erfolge der Vergangenheit. Einzig Kerstin Liebich (Linke) verweigerte den kulturellen Masterplan – eine kulturelle Identität könne nicht von der Politik vorgegeben werden.

Schuld und Schulden
In beinahe jeder Grundsatzdebatte um den Wert der Kultur kommen irgendwann die Finanzen ins Spiel: Wie viel darf, wie viel muss Kultur kosten? Auch die Fragen der Moderatoren Steffen Eggebrecht und Alexander Ludwig führten immer wieder zu diesem Thema. Die Förderung des Peter-Weiss-Hauses und der Aufbau der Frieda 23 gaben Anlass zu regen Diskussionen unter den Kandidaten. Der amtierende Oberbürgermeister Methling musste Kritik zur Verzögerung des Projekts Frieda 23 einstecken. Seinen Konkurrenten zufolge hätte die Frieda 23 bereits fertig sein können. Dann säße das Lichtspieltheater Wundervoll (LiWu) nach dem Rauswurf durch das Cinestar ab Mai nicht auf der Straße. Es kann wohl erst 2013 zusammen mit dem Institut für neue Medien, Radio Lohro und der Kunstschule in die Friedrichstraße 23 einziehen. Methling versprach schnelle Hilfe und stellte die Nutzung der Halle 207 als provisorischen Kinosaal in Aussicht.

Das Institut für neue Medien in Zusammenarbeit mit rokTV hat die Veranstaltung in Bild und Ton mitgeschnitten:

Fotos der Veranstaltung (Bildrecht: www.kulturhafen-rostock.de)