Rostock – Wer sich in dieser Woche ins „Lichtspieltheater Wundervoll“ (li.wu.) begab, kam aus dem Staunen nicht so schnell heraus. Scheinwerfer leuchteten den Eingangsbereich aus, an der Kasse grinste ein Clown und nur wenige Meter entfernt standen Robin Hood, diverse Piraten und Superhelden. Mittendrin behielt Medienpädagoge Alexander Schult die Übersicht, denn hinter den Charakteren steckten Kinder, die das Abenteuer Film in ihrer Freizeit entdecken und ausprobieren wollten.
Im Rahmen eines viertägigen Videoworkshops, organisiert und durchgeführt vom Institut für neue Medien, dem Stadtteil- und Begegnungszentrum Südstadt/Biestow (SBZ) und dem li.wu. drehten zwei Gruppen mit je zehn Kindern während der Winterferien ihre eigenen Kurzfilme. Schults Kollege Mark Auerbach betreute die zweite Gruppe, die im Heizhaus in der Tychsenstraße an ihrem Kunstwerk feilte.
Am vergangenen Montag durften die jungen Teilnehmer erst die Kindervorstellung im li.wu. besuchen, dann machten sich beide Gruppen an die Ideenfindung eigener Filminhalte. Dienstag und Mittwoch stand die Arbeit mit der Kamera im Vordergrund. In einer Szene, die im Kino gedreht wurde, betraten zwei Mädchen als extravagant geschminkte Damen von Welt das Foyer, um sich beim Kassenclown Eintrittskarten zu sichern. Mit einer Aufnahme allein ist es aber nicht getan, wie das Drehteam schnell feststellen musste: Erst wurde die Szene unterbrochen, weil ein echter Kinobesucher durch die Tür kam, kurz danach erfolgte die Anlieferung des Mittagessens für die Kinder. Dann ging es endlich weiter und die Kleinen gaben munter Anweisungen wie die Profis. „Kamera?“ – ¬„Läuft!“ – „Und… Bitte!“. Finn, der den Dreh direkt an einem Monitor mitverfolgte, ist mittlerweile schon ein alter Hase: „Ich bin bereits zum dritten Mal dabei und würde es jederzeit wieder machen. Besonders die Kamera hat mir Spaß gemacht!“ Nach drei Anläufen war die Szene im Kasten und der Film rückte seiner Fertigstellung einen Schritt näher. Am Ende der Drehtage ging für die Dozenten die Arbeit noch weiter, indem sie aus dem frischen Filmmaterial einen fertigen Film geschnitten haben. Große Aufregung herrschte schließlich am Donnerstag Vormittag, als die Filme auf der großen Kinoleinwand liefen und zwar nicht nur in Anwesenheit der jungen Filmemacher, sondern auch deren Eltern und Bekannten sowie anderen Besuchern. Der komplett ausverkaufte Saal zeigte sich angesichts der finalen Filme mit Titeln wie „Der Märchenstreit“ oder „Die Fremde“ begeistert und applaudierte.
Für Lotte Luise war der Videoworkshop eine interessante Erfahrung: „Es hat mir ganz doll Spaß gemacht! Es war ein bisschen anstrengend, aber schön.“ Wie Lotte ging es auch den anderen Kindern und die hohe Nachfrage an dem Workshop zeigt, dass schon die Kleinen mit Filmdreh und Technik experimentieren wollen. Die nächsten Schulferien sind zum Glück bald wieder in Sicht, um sich in neuen Medienangeboten auszuprobieren. Wer nicht so lange warten will, hat die Gelegenheit, an einer der regelmäßig stattfindenden AGs in der Medienwerkstatt am Institut für neue Medien teilzunehmen.